Mehrphasig schlafen (polyphasic sleep)

10 Minuten Uhr„Schlafen kannst Du noch genug wenn Du tot bist“ lautet ein Auspruch, der vermutlich auf ein Zitat von Benjamin Franklin zurückgeht. Die Redewendung spielt darauf an, dass nur vor dem Tod Dinge erlebt und erschaffen werden können und wer sein Leben „verschläft“, somit diese Chance teilweise versäumt. Grundsätzlich stimmt das zwar (wenn man mal von der Möglichkeit eines Lebens nach dem Tode, wie es in etlichen Religionen verankert ist, absieht)  aber ein gesunder und erholsamer Schlaf gehört ebenso zu einem erfüllten Leben wie die erlebten Begebenheiten.

Der (erwachsene) Mensch schläft je nach individuellem Bedürfnis zwischen 6 und 10 Stunden. Ich komme mit 7 Stunden Schlaf pro Nacht dauerhaft recht gut zurecht. Ein bis zwei kurze Müdigkeitsphasen am Tag sind vorhanden. Diese verschwinden auch nicht wenn ich die Schlafzeit auf 8-9 Stunden ausdehne. Mit Kaffee lassen sich die Müdigkeitsphasen ein wenig verschieben, jedoch nicht eliminieren. Das Kaffeetrinken habe ich kürzlich  aufgegeben und mich wieder mehr dem Tee als Alltagsgetränk zugewandt.

Polyphasischer Schlaf (mehrphasig) – polyphasic sleep

Im Gegensatz zum monophasischen oder einphasigen Schlaf, wie ihn die Mehrheit der Menschen anwendet, wurde als (zugegeben ein wenig experimentell anmutende) Alternative der polyphasische oder mehrphasige Schlaf entwickelt. Möglicherweise waren bei unseren Vorfahren bereits ähnliche Schlafmuster üblich, dazu werde ich noch ein wenig recherchieren.

Die grundsätzliche Idee beim mehrphasigen Schlaf ist folgende: der Schlaf wird auf mehr als zwei Phasen aufgeteilt und nicht wie sonst üblich komplett über die Nacht in einem Ritt absolviert. Es gibt dabei mittlerweile ganz unterschiedliche Schlafmuster, wie zum Beispiel:

„Uberman“ Schlafrhythmus

Beim sogenannten „Uberman“ wird rund um die Uhr alle vier Stunden ein Nickerchen von zwanzig Minuten eingelegt. Insgesamt kommt man so mit seinen sechs Schlafphasen auf zwei Stunden Schlaf je 24 Stunden. Dieser Rhythmus lässt sich jedoch nur schwer mit dem Alltag der meisten Menschen vereinbaren, zumal hier die Zeiten recht genau eingehalten werden müssen, weil sonst eine mehrere Tage! dauernde Müdigkeit entstehen kann. Das berichten zumindest einige, die es probiert haben. Wesentlich flexibler ist da der

„Everyman“ Schlafrhythmus

Mit der Einführung einer Kernschlafzeit von ca. 2-4 Stunden lässt sich das restliche Schlafbedürfnis in Form von kleineren Einheiten auf die sonstige Zeit verteilen. Generell gilt die Regel: je länger die Schlafphasen sind, umso weniger müssen insgesamt absolviert werden. Der „Everyman“ bringt es bei einer Hauptschlafzeit von drei Stunden und drei weiteren Naps (Kurzschlaf) von 20 Minuten auf vier Stunden Schlaf pro Tag.

Everyman Schlafrhythmus

Natürlich müssen noch die Einschlafzeiten mitgerechnet werden, die zu Beginn etwas höher liegen dürften als zu einem späteren Zeitpunkt, wenn das Prozedere schon zur Gewohnheit geworden ist.

Experiment: mehrphasig schlafen

Da ich Thema spannend finde und schon länger vorhabe, diese Schlaftechnik (lustiges Wort) mal auszuprobieren, werde ich meinen Schlaf für eine Zeit von mindestens zwei Wochen auf einen mehrphasigen Schlafrhythmus umstellen. Ich verwende dabei den „Everyman“, da dieser sich am ehesten mit meinem Tagesablauf vereinbaren lässt. Insbesondere die höhere Flexibilität im Umgang mit den Zeiten und die geringere Anzahl der Schlafphasen gefallen mir besser als beim „Uberman“.

Ich werde hier im Blog vom Vorankommen meines Experiments berichten und die Dinge aufführen, die mir positiv und negativ auffallen. Danach werde ich entscheiden, ob diese Schlafform etwas für mich ist und gegebenenfalls das Experiment ausdehnen.

Aufzeichnungen von Steve Pavlina zum Thema (englisch)

Weitere Informationen zum „Everyman Schedule“ (englisch)

Ergebnis: Mein Fazit zum Schlaf-Experiment »

16 thoughts on “Mehrphasig schlafen (polyphasic sleep)”

  1. Wow, das ist der interessanteste Blogpost, den ich seit Langem gelesen habe. Zählt eigentlich 5 Stunden pro Nacht als Schlafstörung?

  2. @Benjamin: nun, die 6-10 Stunden sind ja nur ein Richtwert. An den Rändern gibt es immer Fälle die ein davon abweichendes Schlafpensum haben und trotzdem nicht krank sind. Frag Dich doch einfach selbst, ob die 5 Stunden zu negativen Seiteneffekten wie Müdigkeit tagsüber führen. Falls ja, würde ich am ehesten eine Schlafstörung annehmen. Ansonsten, gibt es ja kein Problem.

  3. Ich kann glücklicherweise sehr gut zu allem möglichen Tages- und Nachtzeiten an allen möglichen Orten schlafen. Und zwar überwiegend monophasisch. Kommt dann doch mal eine Müdigkeitsphase am Tag (meist um die Mittagszeit), gebe ich dieser nach und mach nen kurzes, 15-minütiges "Nickerchen". Da ich keinen Kaffee trinke, lässt sich diese auch nichts verschieben. Danach fühle ich mich wieder sehr fit.

    Welchen Grund gibt es für Dich, eine neue Schlaftechnik auszuprobieren? Einfach nur aus Interesse oder Probleme mit der aktuellen Situation? Gibt es auch Aussagen darüber, welche Auswirkungen die Umstellung der Schlaftechnik auf den Bio-Rhythmus des Menschen hat? Ich kann mir vorstellen, dass es negative Folgen haben kann. Der Mensch ist ja ein "Gewohnheitstier" und hat sich auf seine, über viele Jahre hinweg ausgeübte Schlaftechnik, eingestellt. Hoffentlich reichen 2 Wochen aus, um aussagekräftige Schlussfolgerungen zu ziehen. Theoratisch müsste man das Experiment über einen sehr langen Zeitraum durchführen, um es mit den bisherigen Erfahrungen zu vergleichen.

    Übrigens, wer noch nicht das Buch "Schlafes Bruder" von Robert Schneider gelesen hat, dem kann ich es wärmstens empfehlen.

    Gibt es eigentlich einen Schlaf- und einen Nicht-Schlaf-Weltrekord? 😉

  4. > Welchen Grund gibt es für Dich, eine neue Schlaftechnik

    > auszuprobieren?

    Weil es mich interessiert ob ich dadurch Wahrnehmung und Leistungsfähigkeit im Wachzustand verbessern kann und weil ich es spannend finde, ob das Ganze überhaupt funktioniert. Probleme habe ich mit dem herkömmlichen Schlafmuster nicht, trotzdem bin ich gespannt, ob die regelmäßigen Müdigkeitsphasen sich dadurch verdrängen / verringern lassen.

    Zur Länge des Experiments: mal sehen, vielleicht wird ja verlängert.

    Von einem Nicht-Schlaf-Weltrekord habe ich bisher nichts gehört, aber das gibt es bestimmt – wie viele schräge Rekorde – auch. Davon ist das Thema allerdings weit entfernt, da die Schlafphase ja nur gesplittet und auf keinen Fall weggelassen wird. Dabei wären sonst ernsthaft recht schnell negative gesundheitliche Folgen zu erwarten.

  5. […] ersten Tag meines “mehrphasig Schlafen”-Experiments habe ich von 1-4 Uhr nachts geschlafen und bin dann mit dem Wecker unsanft geweckt worden – […]

  6. […] lifehack.org – Information list of polyphasic sleep How To Hack Your Brain, Part 1: Sleep dobersch.com – Mehrphasig schlafen (polyphasic sleep) Tags: Mehrphasenschlaf, polyphasic sleep, REM, Schlaf, sleep Kommentare […]

  7. Sehr interessanter Blog. Was hält ihr aber von diesen einzigartigen Phänomen? http://www.youtube.com/watch?v=y26oMPALsRc

    1. Absolut nichts.

      1. Ich hab da noch ein bisschen recherchiert. Scheinbar ist Walter nicht die einzige Person, der es so geht: http://www.youtube.com/watch?v=xmaITU811bY

        1. Ja, klar, Schlaflosigkeit und Einschlafprobleme treten bei vielen Menschen auf. Das kann unterschiedlichste Ursachen haben. Solch krasse Fälle wie im Film geschildert, sind aber die absolute Ausnahme. Dass jemand, der diesen Film sieht und mal ein wenig Aufmerksamkeit sucht, bei YouTube so ein Video postet ist dann auch nicht verwunderlich. Grundsätzlich kann jeder erst mal behaupten was er will. Ob Du es glaubst musst Du dann selbst entscheiden.

      2. Und hier sogar ein offentsichtlich seriöser Beitrag dazu: http://www.tagesanzeiger.ch/kultur/kino/Der-Mann-der-niemals-schlaeft/story/25064269#kommentar

  8. Ich habe mit meinem Arzt darüber gesprochen. Der sagt, weniger als 6,5 Stunden Schlaf seien schädlich. Er würde insgesamt 7 bis 8 Stunden Schlaf empfehlen.

    1. Ich weiß nicht, auf welche Studien sich seine Aussage stützt, aber auch wenn es „technisch“ (bzw. biologisch) möglich ist, über einen längeren Zeitraum diesem Schlafmuster zu folgen, bedeutet das nicht, dass es ungefährlich ist, ja. Das Risiko von z.B. Krebs- und Herz-/Kreislauf-Erkrankungen in Zusammenhang mit derartigem Schlafverhalten ist, soweit ich weiß, noch nicht in ausreichend umfangreichen (Langzeit-)Studien erforscht worden. Insofern würde ich ihm mit der Empfehlung zustimmen wollen – bezüglich des „schädlich“ würde ich gern die Studien sehen / kennen.

  9. […] wurde der Everyman von einigen Bloggern, wie z.B. Gabriel oder aber auch puredoxyk. Diese konnten in mehr oder weniger langen Tests, die Vor- aber auch […]

  10. […] kurz gekommen sind, geht es nun munter weiter in der Reihe. Heute ist passend zu meinem aktuellen Schlaf-Experiment eine Kuh dran, die ruhige und erholsame Stunden ermöglicht: die […]

  11. Es gibt viele Theorien zu unterschiedlichen Themen und da Menschen sehr verschieden sind, kann eine Theorie auf einen selbst zutreffen oder auch nicht.

    Manchmal ist es deshalb besser, Dinge einfach auszuprobieren und zu sehen, wie es einem geht damit.

    Ich habe das getan und bin seit langer Zeit Mehrphasenschläfer.
    Wenn man es richtig macht, ist alles cool und es geht einem hervorragend dabei

    Allerdings muss man viele Dinge berücksichtigen, um sich die schwierige Umstellungsphase so leicht wie möglich zu machen.
    Und auch danach muss man einige Dinge anders machen als ein Normalschläfer.

    Da Zeit jedoch das Kostbarste ist, was wir haben, lohnt es sich meiner Meinung nach definitiv.

    Viele Grüße
    NLPete

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