Schenken als Zwang? Nicht mehr!

Geschenke-Zwang? (Foto: © Africa Studio - Fotolia.com)
Ausstieg aus dem Geschenke-Zwang (Foto: © Africa Studio – Fotolia.com)

Ich mag es, Geschenke zu erhalten. Noch mehr mag ich es allerdings, etwas zu verschenken. Die kindliche Freude daran, dem Gegenüber ein Lächeln auf’s Gesicht zu zaubern, begeistert mich immer wieder neu. Die Vorfreude, darüber, wie der Beschenkte das Geschenk annimmt, lässt mich über Tage immer wieder Momente der guten Stimmung haben – und das ganz unabhängig davon, wie sehr er sich dann wirklich freut. Aber warum damit warten, bis ein von außen diktierter Termin herannaht?

Ich steige aus!

– offiziell. Ich schenke nicht mehr genau dann, wenn es von mir „erwartet“ wird.

Manege frei für den Geschenke-Zirkus

Der allgemeine Geschenke-Zirkus war mir schon länger suspekt. Ferngesteuert wie kleine Lemminge rennen kurz vor Weihnachten alle Menschen im Land aufgescheucht durcheinander, um für jeden das passende Geschenk zu erhaschen.

Als ich kürzlich am Abend vor dem Valentinstag am Pralinen-Regal vorbeiging und ‚zig (really!) Männer bei der Auswahl eines geeigneten Süßigkeitensortiments (Küsschen oder was mit Kirschen?) erleben durfte, wurde mir das wieder schlagartig bewusst: die stehen da, weil es von Ihnen erwartet wird und nicht in erster Linie, weil sie Ihre Liebe oder Zuneigung bekunden wollen.

Klar: wer einen passenden Anlass als Erinnerung nutzt, braucht nicht so viel nachzudenken – am Valentinstag gibt es Pralinen, am Muttertag Blumen, zum Geburtstag ein Buch und zu Weihnachten die Kiste mit dem erlesenen Wein – wie jedes Jahr. Das vereinfacht die Dinge unheimlich. Das ist auch legitim – aber nicht mein Weg.

Die Lösung

Denn es gibt eine andere Möglichkeit der Vereinfachung:

Immer dann schenken, wenn mir danach ist.

Sehe ich ein Buch, das wie die Faust auf’s Auge des besten Freundes passt – bestellt! Läuft mir ein Film über den Weg, den die gute Bekannte bestimmt noch nicht gesehen hat: zack, für den nächsten Besuch bereitgelegt. Habe ich eine Idee für eine Collage aus alten Fotos, die an eine bestimmte gemeinsame Zeit oder ein Treffen erinnert: Fotos bestellt, zusammengestellt und ab dafür!

Das ist absolut nicht als kategorische Anti-Haltung gedacht, sondern einfach (m)ein Weg aus dem Raster, das mich immer weniger zufriedenstellt.

Wenn mir jemand wirklich etwas bedeutet, dann kann ich jederzeit zeigen – oft passt eine Situation außerhalb der üblichen Festivitäten viel besser – doch dann halte ich mich zurück mit dem Argument „Ist ja bald sein Geburtstag“. Der Schenk-Impuls wird unterdrückt – und damit die Freude auf beiden Seiten.

Die Freude bei den Vorbereitungen wird nicht weniger, nur weil ich mich nicht an eine der gesellschaftlich vorgegebenen Konventionen halte.

Ein Herz für Kinder

Wer Kinder hat, wird sich die leeren Kinderaugen beim Betrachten des ebenso leeren Gabentischs nur schwer vorstellen wollen. Das geht mir genauso. Daher verfolge ich nicht dogmatisch das Ziel: „nicht geplant schenken“ sondern experimentiere einfach ein wenig damit herum und bewege mich dabei in eine Richtung, die ein Stück weg vom Gewohnten geht – bei den Erwachsenen fange ich an.

Kein Dogma

Wenn mir in einem Anfall vorweihnachtlicher Gemütlichkeit danach ist, ein Paket zu packen oder vom Zimtgeruch inspiriert einen Nikolaus-Stiefel zu bestücken – So what?! So be it!

„Aber dieses Jahr schenken wir uns nichts!“

Es ist mittlerweile ein weithin bekannter Ausspruch: „Aber dieses Jahr schenken wir uns nichts!“. Es gibt sogar ein Buch mit diesem Titel…

Schön illustriert dieses Dilemma des Schenk-Zwangs der folgende Tweet:

Das durchschnittliche „wir schenken uns nichts“ liegt in diesem Jahr übrigens bei 52,83€.

Schenken als Geste der Zuneigung

Schenken sollte kein versteckter Zwang sein, sondern die Zuneigung und Wertschätzung zeigen, die ich jemandem entgegenbringe. Das ist jedoch nicht von einem Datum oder Anlass abhängig. Wenn es ernst gemeint ist und „von innen“ kommt, wird der andere es merken – egal wann.

Liebe ist das Einzige, das wächst, wenn man es verschenkt.

Das lässt sich zwar auch über Freude, Lachen oder Hilfe sagen und führt so die Bedeutung von „Einzige“ ad absurdum, aber es enthält eine Wahrheit, die kaum zu leugnen ist.

Die Feste feiern wie sie fallen

Trotz meines Ausstiegs aus dem Geschenke-Zirkus, halte ich das Begehen feierlicher Anlässe wie Geburtstage oder ähnliches durchaus für sinnvoll und spaßig – aber es ist mir 100x wichtiger, einen Geburtstag mit Menschen zu verbringen, die ich mag, als wunderschöne Geschenke zu erhalten oder am Eingang eine Schenkungs-Orgie abzuhalten.

Und was wünscht Ihr Euch so? 😀

6 thoughts on “Schenken als Zwang? Nicht mehr!”

  1. Das aktuelle Überraschungsgeschenk wird auf jeden Fall noch ein paar Tage für Grinsen sorgen. Ich werde es schon mal in Richtung „Sitzungsraum“ befördern.

    1. Oh mann … für „Sitzungsraum“ habe ich echt ne Weile gebraucht … viel Spaß beim Blättern! 😉

  2. Jetzt, wo wir schon mal drüber reden. Da kommt mir eine Idee.

    Konferenzraum!

    Vier oder fünf „Sitzungsraum-Möbel“ im Kreis aufgestellt.

    1. Hehe, sehr schön (oder besser „praktisch“) – „schön“ ist was anderes…

  3. Ähhmmm… dieses „Sinnvollen Kommentar“ überlese ich immer wieder 😉

    1. Nunja, das liegt ja auch ein wenig im Auge des Betrachters…wenn es mir zu wenig sinnvoll ist, fliegt es halt weg… 😉

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