Am Wochenende habe ich an meinem ersten Wettkampf-Lauf teilgenommen: dem Lübbeseelauf in Templin. Morgens am Lübbesee war es noch nebelig wie in einer Waschküche, aber sonst sah alles nach einem Tag mit Super-(Lauf)wetter aus.
Pünktlich um 10 Uhr ging es los mit dem Lauf über die Halbmarathon-Distanz, an dem dieses Mal weniger Läufer als sonst teilnahmen, da die Ergebnisse der 20km-Strecke nicht in die Wertung zum Uckermark-Cup eingingen. Dadurch wechselten einige zur 10km-Strecke, die sonst wohl eher die volle Distanz gelaufen wären. Mir war das egal, da ich mit dem Cup bisher nichts am Hut habe und einfach nur mal in einer Wettkampf-Umgebung laufen wollte.
„Die übertreiben!“
Nach dem Start sorgte der betonierte Weg auf den ersten paar 100 Metern bis zum Wald dafür, dass sich das Feld nur langsam zerstreute. Im Wald trennte sich dann die Gruppe schnell auf, was von jemandem kurz hinter mir mit „Die übertreiben!“ kommentiert wurde… :). Die Strecke bietet auf den ersten Kilometern eine waldige Kulisse, die durchweg schattig und angenehm kühl ist.
Trinken will gelernt sein
An Kilometer 5 standen ein paar junge Damen mit Getränken bereit, denen ich sogleich ein Becher des kühlen Naß abnahm. Wenig Erfahrung mit dem Trinken beim Laufen (habe sonst nicht den Luxus, dass jemand an der Strecke auf mich wartet ;)) landete ein Teil natürlich nicht im Mund was für eine angenehme Abkühlung sorgte. Die weitere (asphaltierte) Strecke läuft sich recht gut, da es auch vorerst schattig bleibt.
Irgendwann um KM 10 ging es dann raus auf’s Feld in die Schleife, die durch die bereits rausgekommene Sonne schon etwas an den Reserven zerrte. Nach einem ungefragten Foto für’s Famlienalbum am Getränkestand ging es zurück in den Wald wo ich kurz die Richtung verwechselte und etwa 20 Meter den falschen Weg reinlief bis es nicht mehr weiter ging. Schnell umgekehrt und an die Abzweigung zurück war mein Nachfolger auch schon neben mir – Mist!
Psychologie beim Wettkampf
Obwohl ich eigentlich „für mich“ laufen wollte, ärgerte mich das ein wenig, wegen solch eines dummen Fehlers. Man sollte im Wettkampf die psychologische Komponente nicht unterschätzen. Nachdem er mich kurzerhand überholt hatte, war ich in Gedanken immer noch beim Ärgern-über-mich-selbst, als mein Vordermann plötzlich anhielt und an seinen Schuhen rumfummelte. Da lernte ich wieder etwas Wettkampf-Latein: egal was auch geschieht, entschieden ist der Lauf am Ende und bis dahin kann einiges passieren – jedem Läufer.
(trotzdem hat er mich später wieder überholt und kam auch vor mir ins Ziel, was an der Regel jedoch nichts ändert sondern eher auf meine nachlassenen Kräfte in der zweiten Hälfte zurückzuführen ist)
Die Kräfte schwinden
Ab KM 12 merkte ich schon, dass meine Laufstrecke von 10 km, die ich sonst regelmäßig absolviere, schon etwas überschritten ist. Das höhere Lauftempo (13-14km/h) wird auch seinen Teil beigetragen haben, dass ich mich nicht in der Lage fühlte, schneller als 12km/h weiterzulaufen. Ab KM 16 wurde das dann noch einmal verstärkt, als mich zwei weitere – deutlich ältere – Läufer überholten, obwohl ich mir vorher gesagt hatte: „Nochmal lässt Du Dich bis zum Ziel nicht überholen!“.
Berg- und Talbahn mit Wurzeln
Die letzten 2-3 Kilometer verlaufen entlang des Lübbesees auf einem Waldweg, der mit dem Schild „Wurzeln“ gespickt ist. Nicht ohne Grund, denn diese sind recht zahlreich vorhanden und verlangen dem matten Körper noch mal etwas Konzentration ab: gedankenloses Schlurfen auf der Piste ist da nicht möglich. Dazu ist es eine leichte Berg- und Talbahn, die ich mir in diesem Moment lieber an den Anfang des Laufs gewünscht hätte 😀
Ein weiterer Überholer zog – dann schon wieder auf dem betonierten Radweg – an mir vorbei, als es nur noch weniger als 1km bis zum Ziel war – ärgerlich, aber woher soll die Energie kommen wenn nichts mehr abrufbar ist. Mein Ziel war nur noch: ankommen, damit ich die letzten 19 km nicht „umsonst“ gelaufen bin…
Endlich im Ziel
Nach dem Zieleinlauf zeigte meine Tracking-App eine Stecke von 20,78km an, für die ich 1h 41m 26s gebraucht hatte (12,3 km/h Durchschnitts-Geschwindigkeit). Meine offizielle Zeit ist 1h 41min 13s. Vor dem Lauf hatte ich mir als Zielzeit vorgenommen, unter 1h:45min zu bleiben, bin also durchaus zufrieden mit meiner Leistung. Das entspricht dem Platz 10 in der Gesamtwertung und Platz 2 in meiner Altersgruppe (M30). Es gab also sogar noch eine Urkunde für mich, womit ich vor Antritt des Laufs nicht gerechnet hätte – nunja, da hilft die Einteilung in Altersklassen ein wenig – außerdem: dabeisein ist ja bekanntlich alles.
Ein paar Zahlenspiele noch:
- Hätte ich stattdessen am 10km-Lauf teilgenommen und meine „übliche“ Leistung von maximal 54min abrufen können (im Wettkampf sehr wahrscheinlich), hätte ich als Dritter in der Altersgruppe M30 auf dem Treppchen gestanden
- bei gleicher Zeit wäre auch im Vorjahr (als die 20km noch in die Cup-Wertung eingingen) eine Platzierung herausgekommen (3. Platz)
Mein Fazit / Learnings aus dem Lauf:
- Handy-Klingelton-Lautstärke auf „aus“ stellen – während des Laufs klingelte sage und schreibe vier Mal das Telefon mit Vibrationsalarm und Geklingel (bin nicht drangegangen, aber es nervt)
- nicht nervös machen lassen von temporären Überholmanövern, das kann ganz schnell wieder wechseln – bei der Sache bleiben und auf den eigenen Lauf konzentrieren
- erwäge Musik zu hören beim Lauf, da das Schnaufen bin hin zum Stöhnen (erinnert sich jemand an Monika Seles?) einiger Kollegen derart nervte, dass die Konzentration trotz des Versuchs es einfach zu ignorieren, erheblich beeinträchtigt wurde – oder alternativ einfach schneller davonlaufen 😀
Insgesamt hat mir der Lauf unter Wettkampf-Bedingungen auf jeden Fall Spaß und einige Erfahrungen gebracht. Es waren viele nette und offene Leute am Start und ich denke, dass ich auch im nächsten Jahr dabei sein werde, beim Lübbeseelauf 2011.