Japanische Forscher haben mit Mäusen im Labor Eizellen und Spermazellen aus Hautzellen „hergestellt“. Das eigentliche Ziel war es, Urkeimzellen zu erzeugen, mit denen die Forscher Untersuchtungen durchführen können, die aber nur sehr umständlich zu bekommen sind (je Embryo gibt es nur etwa 40 davon).
Aus Hautzellen der Maus haben die Wissenschaftler (in vitro) Urkeimzellen hergestellt, die sich sowohl in Spermien als auch in Eizellen entwickeln können. Um zu zeigen, dass es sich tatsächlich um „ordentliche“ Urkeimzellen handelt, die den natürlichen in nichts nachstehen, haben die Forscher sowohl Eizellen als auch Samen daraus entwickeln lassen (im Körper der Mäuse). Diese haben sie dann (wieder in vitro) zur Befruchtung genutzt, die Eier eingesetzt und es wurden gesunde Mäuse geboren.
Große Erwartungen bei Betroffenen
Diese Forschungsergebnisse weckten bei einigen die Erwartung, dass in Zukunft fruchtbare Eizellen aus den Hautzellen unfruchtbarer Frauen hergestellt werden könnten – möglicherweise sogar Eizellen aus männlichen Hautzellen und Spermien aus weiblichen Zellen, was weitergesponnen sogar eine Selbsbefruchtung ermöglichen würde. Die Aussicht darauf haben andere Wissenschaftler jedoch mit dem Verweis darauf, dass dies biologisch nicht funktionieren würde, abgeschmettert.
Die japanischen Forscher halten das – zumindest bei Mäusen – durchaus für möglich, haben es aber nach eigenen Angaben noch nicht probiert, da es keinen konkreten Anwendungsfall gäbe.
Probleme bei der Fortpflanzung
Die auf die beschriebene Weise auf die Welt gekommenen Mäuse waren zwar gesund und fruchtbar – die Urkeimzellen der zweiten Generation erzeugten jedoch Eier die missgebildet waren oder andere Abnormalitäten aufwiesen. Wenn diese Eizellen zur Befruchtung genutzt wurden, entwickelten sie sich oft in Zellen mit drei statt der üblichen zwei Chromosomen-Sätzen. Auch die Fruchtbarkeit der Eizellen lag nur bei ca. einem Drittel der sonst bei In-vitro-Fertilization üblichen Rate. Das liegt daran, dass es sich nur um Urkeimzellen-ähnliche Zellen handelt und nicht um „echte“ Urkeimzellen.
Keine einfache „Übertragung“ auf den Menschen
Der Molekularbiologe Katsuhiko Hayashi hat schon etliche E-Mails von Paaren erhalten, die auf diesem Wege versuchen wollen, sich ihren wegen Unfruchtbarkeit unbefriedigten Kinderwunsch zu erfüllen. Allerdings muss Hayashi da nicht nur wegen der ethischen Bedenken abwinken: das Verfahren beim Menschen anzuwenden, wäre so, als würde man die mehr als 10-jährige Entwicklung von vorn beginnen, da Maus und Mensch in der Hinsicht doch so unterschiedlich sind.
Außerdem hat das Team für die Versuche – anders als bei Mäusen wo eine quasi endlose Zahl von Embryonen verwendet wurde – natürlich keinen Zugang zu menschlichen Embryonal-Zellen. Stattdessen versuchen die Forscher nun, das Verfahren auf Schimpansen zu übertragen. Pro Woche erhalten die Forscher 20 Embryos der Affen. Wenn alles klappt, könnte das in 5-10 Jahren Realität werden.
Unerwünschte genetische Veränderungen
Sowohl die künstlichen Stammzellen als auch embryonische Stammzellen erfahren genetische Veränderungen und Abnormalitäten während der in vitro Kultur. Es könnten Probleme auftreten, die erst mehrere Generationen später sichtbar werden. Das ist insbesondere beim Menschen ein größeres Problem als bei Mäusen, da die Zyklen ja viel Länger sind.
Sehr leise Zukunftsmusik
Die Wissenschaftler warnen Interessenten mit dem Hinweis darauf, dass eine aus der Forschung entstandene, funktionierende Unfruchtbarkeits-Behandlung noch 10 oder aber auch 50 Jahre in der Zukunft liegen könnte.
Mehr dazu auf der Nature Website » (englisch)
Was meint Ihr dazu? Ist das sinnvolle Forschung oder sollten wir Menschen lieber die Finger davon lassen, weil die Gefahren nicht abschätzbar sind?